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„Tilt“ bedeutet schrägstellen, kippen, oder Schieflage. Der Tilt-Mechanismus stoppt das Spiel am Flipper wenn der Spieler die Kugel durch Rütteln am Automaten zu beeinflussen versucht. Im Poker-Spiel wird ein Gemütszustand eines Spielers mit „Tilt“ bezeichnet, der sich durch erhöhte Emotionalität und aggressives Spiel  bemerkbar macht, meist ausgelöst durch längere Verlustphasen. Im Bereich der Fotografie wiederum lässt sich mithilfe eines Tilt-Objektives die Schärfenebene verlagern. Der Tilt-Effekt hilft hier, punktuell zu fokussieren. Einzelne Bereiche auf dem Bild werden scharf, während über anderen ein Unschärfeschleier liegt. Das Tilten in der Linsentechnik gleicht dabei dem bildnerischen Prozess als solchen, der Wahlmöglichkeit des Blickwinkels, der Infragestellung gewohnter Ansichten, der produktiven Schieflage.

In Armin Wagners “Double 3D” werden die Rot-Grün Gläser zweier Anaglyphen-Brillen in zwei monochrome Paare zurück geführt, mit denen eine Videoprojektion auf zwei unterschiedliche Arten betrachtet werden kann. Die rote Brille zeigt eine mehrschichtige, vorbeiziehende Landschaft, die einem Videospiel (Moonpatrol, 1982) entnommen wurde. Die fernen Berge bewegen sich langsam von rechts nach links, der Vordergrund zieht rasch vorbei. Die grüne Brille zeigt das umgekehrtes Verhältnis: die Berge ziehen rasch vorbei, während sich der Vordergrund nur langsam vorbeizuschieben scheint.

Jede Brille verfügt dabei zusätzlich über jeweils ein verdunkeltes Glas. Der  Helligkeitsunterschied wird vom Gehirn ausgeglichen, führt zu einer intraokularen Verzögerung, die wiederum mit der Seitwärtsbewegung der Landschaft eine Illusion von Tiefe erzeugt.